Lohnt sich die Riester Rente und ist sie sinnvoll, um privat fürs Alter vorzusorgen? Wer darf eigentlich Riestern und welche Arten von Riester-Verträgen gibt es? Wir bringen Licht ins Dunkel.
Riester Rente: Sinnvoll oder nicht?
Spätestens ab dem Jahr 2001 stieg die Bedeutung privater Altersvorsoge in Deutschland massiv an. In jenem Jahr entschied der Gesetzgeber nämlich, die künftigen Renten deutlich zu senken. Wenig später wurde dann die Riester-Rente eingeführt, um die niedrigen Renten abzufangen. Der Staat wollte etwas schaffen, mit der Arbeitnehmer noch privat fürs Alter vorsorgen konnten. Eine Altersvorsorge mit staatlicher Unterstützung und Förderung.
Er schuf auf diese Art eine Möglichkeit der Vorsorge, die nicht wenige Menschen in der Folge für sich nutzten. Und bis heute nutzen. Laut dem Bundesarbeitsministerium halten 16 Millionen Bundesbürger die Riester Rente für sinnvoll. So hoch ist nämlich die Zahl derer, die in Deutschland über einen Riester-Vertrag verfügen. Menschen, die noch nicht oder nicht ausreichend fürs Alter vorsorgen, fragen sich, welche Form der Riester Rente sinnvoll und lohnenswert ist. Und vor allem: wer überhaupt Riestern darf?
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Riester Rente: Wer darf Riestern und was gibt’s vom Staat?
Einfach formuliert und auf den Punkt gebracht, kann in Deutschland jeder Arbeitnehmer, der in die gesetzliche Rentenkasse einzahlt, auch Riestern. Ebenfalls die Beamten. Daneben existieren für bestimmte berufliche Gruppierungen noch genaue Regelungen, wer – unter welchen Voraussetzungen – einen Riester-Vertrag abschließen darf. Theoretisch können aber selbst nicht berufstätige Menschen Riestern, und zwar über ihren Ehepartner. Auch hier kann es sinnvoll sein, sich die staatlichen Zulagen für die Altersvorsorge zu sichern. Doch wie viel gibt der Staat eigentlich zur Riester Rente dazu?
Der Hauptgrund, wieso eine Riester Rente sinnvoll sein kann, sind die Steuervorteile und Zulagen durch den Staat. Die jährliche Grundzulage liegt bei 154 Euro pro Person. Voraussetzung ist natürlich, dass auch genug in die Riester Rente eingezahlt wird. Ist das der Fall, erweist sich die Riester Rente aber als lohnend und sinnvoll. Auch und gerade für den Nachwuchs: die staatliche Förderung für bis Ende 2007 geborene Kinder beträgt 185 Euro. Wer ab 2008 geboren wurde, erhält 300 Euro an jährlicher Förderung.
Video: DER RIESTER RENTEN CHECK – Videoserie 1-5 // Teil 2 Vor- und Nachteile der Riester Rente
Riester Rente: Sinnvoll wegen Steuer-Ersparnis?
Manch einer stellt sich die Frage ob auch die mit dieser Altersvorsorge einhergehende Steuerersparnis nennenswert ist. Und damit der Abschluss eines Riester Vertrags sinnvoll erscheint. Grundsätzlich gilt: die Höhe des Steuervorteils ist immer abhängig vom individuellen Einkommenssteuersatz. Maximal können vier Prozent des Einkommens in den Riester-Vertrag eingezahlt werden. Voraussetzung: Das Einkommen muss renten-versicherungspflichtig sein.
Nicht möglich ist es daher z.B., Einkommen von einem 450-Euro-Job für diese Art der Altersvorsorge zu nutzen. Besteht eine sozialversicherungs-pflichtige Beschäftigung, kann der Teil des Einkommens, der in die Riester Rente fließt, später auch von der Steuer abgesetzt werden. Übrigens kann es auch für niedrige Einkommen sinnvoll sein, in die Riester Rente einzuzahlen. Jedoch gilt immer die Höchstgrenze von 2.100 Euro pro Jahr. Das ist der maximal geförderte Betrag.
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Riester Rente bald auch für Geringverdiener sinnvoll
Bis jetzt war die staatliche Riester-Förderung in erster Linie für Besserverdienende attraktiv und sinnvoll, weniger für Geringverdiener. Vor allem aus einem Grund: Personen mit geringem Einkommen haben auch geringe Rentenansprüche. Die Folge davon ist nicht selten Altersarmut, weshalb wiederrum viele Geringverdiener später auf die Grundsicherung im Alter („Alters-Hartz IV“) angewiesen sind. Die Schwierigkeit bisher: oft wurde die Riester Rente auf die Grundsicherung angerechnet. Die Betroffenen hätten in diesen Fällen umsonst in ihre private Altersvorsorge einbezahlt.
Dies wird sich jedoch nach aktuellem Stand ab dem nächsten Jahr ändern: geplant ist dann, dass Riester-Sparer – ebenso wie Betriebsrentner – auf jeden Fall 200 Euro der privaten Rente einbehalten dürfen. Dieses Geld wird dann nicht auf die Grundsicherung angerechnet. Das Geld aus dieser privaten Altersvorsorge, erhält man in aller Regel mit Eintritt in die Rente, auf keinen Fall jedoch vor dem 60. Lebensjahr. Sobald die Rentenzahlungen beginnen, kann der Sparer aber mindestens mit der Auszahlung seiner gesamten, über die Jahre geleisteten Einzahlungen rechnen. Inklusive aller erhaltenen Zulagen.
Video: DER RIESTER RENTEN CHECK – Videoserie 1-5 // Teil 4 Anlageformen & Riester Switch
Die Qual der Wahl: Welcher Riester-Vertrag?
Im Prinzip kann das Abschließen einer Riester Rente für nahezu jeden sinnvoll sein. Vor allem wegen der Förderung durch den Staat. Die staatlichen Zulagen begünstigen in erster Linie kinderreiche Familien. Bei drei oder mehr Kindern wird – wegen der üppigen Kinderzulagen – am meisten profitiert. Verdient ein Arbeitnehmer mehr als 40 000 Euro im Jahr, dann lohnt auch hier der Abschluss eines Riester Vertrags.
Der Grund ist die enorme Steuerersparnis.
Nun bleibt nur noch die Frage zu klären, für wen welche Art des Riesterns am sinnvollsten ist? Denn es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, wie geriestert werden kann. Für den Interessenten ergibt sich damit die Qual der Wahl, auch was die Anzahl der unterschiedlichen Anbieter betrifft. Deshalb stellen wir hier die verschiedenen Varianten etwas genauer vor.
Der Wohn-Riester: Geeignet für Immobilien-Besitzer
Der Wohn-Riester kann für all diejenigen sinnvoll sein, die planen, in naher Zukunft eine Immobilie zu erwerben. Wer sich für einen Wohn-Riester-Vertrag entscheidet, nimmt zunächst einen Kredit auf. Die Rückzahlung dieses Darlehens erfolgt dann gewisser Maßen mit staatlicher Unterstützung. Denn der Staat gewährt, wie bei anderen Riester-Produkten auch, Zulagen und Steuervorteile auf die zurückzuzahlende Summe.
Die „Schulden“ können durch die „finanzielle Unterstützung“ durch den Staat, auf diese Weise schneller beglichen werden. Ein Riester-geförderter Kredit kann daher auch sinnvoll sein, wenn der Zinssatz für das Darlehen höher ist als bei einem Kredit, für den es keine staatlichen Zulagen (also ein nicht geförderter Baukredit) gibt. Übrigens: man kann Wohn-Riester z.B. auch nutzen, um Genossenschaftsanteile für eine Wohnung zu erwerben, in die man selber einziehen möchte.
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Wohn-Riester: Besitzer muss Immobilie selbst bewohnen
Einige Bedingungen jedoch gilt es zu erfüllen, ehe ein Wohn-Riester-Vertrag abgeschlossen werden kann. Die Wichtigste: das Haus oder die Wohnung darf nicht vermietet werden. Die Immobilie muss vom Käufer selbst bewohnt werden, nur dann gibt es die Förderung vom Staat. Und, wie es bei Vorteilen aus Riester-Verträgen immer üblich ist: die erhaltenen Leistungen aus der Riester Rente, müssen später allesamt versteuert werden. Wichtig ist immer, sich über die verschiedenen Anbieter im Vorfeld zu informieren. Denn längst nicht alle Baugeldanbieter haben Baukredite in ihrem Portfolio, die über ein Riester-Zertifikat verfügen.
Übrigens kann es sich für künftige Immobilienbesitzer auch lohnen, einen Riester-Bausparvertrag abzuschließen. Ein großer Pluspunkt des Bausparvertrags ist, dass man sich bereits die Zinsen für das Darlehen sichern kann. Unabhängig davon, ob die Immobilie erst in ein paar Jahren oder in naher Zukunft gebaut wird.
Riester-Banksparplan: Sinnvoll für ältere Sparer
Diese Form der Riester Rente gilt als die formal einfachste und klarste. Allerdings zählt sie auch zu den unbekanntesten. Ein Grund dafür: es gibt im Gegensatz zu vielen anderen Finanzprodukten nur wenige Anbieter, die Riester-Banksparpläne offerieren. Wer jedoch die Anbieter kritisch vergleicht und sich eingehender mit dieser Möglichkeit der staatlichen Förderung befasst, für den kann der Riester-Banksparplan durchaus attraktiv und sinnvoll sein. Das Prinzip: man zahlt jeden Monat seine Rate, die variabel verzinst wird. Die Höhe der Verzinsung ist gekoppelt an die sog. „Umlaufrendite“. Damit ist die durchschnittliche Rendite ausgewählter öffentlicher Anleihen gemeint, die am Kapitalmarkt gehandelt werden.
Ein Problem sind natürlich die aktuell niedrigen Zinsen, die die Banken gewähren. Allerdings ist die geringe Verzinsung nicht in Stein gemeißelt, sie kann sich auch wieder ändern. Immer wieder in der Kritik stehen zudem die Kosten, die beim Abschluss eines solchen Riester-Vertrages entstehen. Auch aus diesem Grund lohnt ein genauer Vergleich der unterschiedlichen Finanzprodukte vor Abschluss. Findet sich ein Anbieter mit niedrigen Vertragsabschlusskosten, lohnt sich die Riester Rente in Form eines Banksparplans vor allem für eine Personengruppe: für etwas ältere Menschen, die rund zehn bis zwanzig Jahre lang vorsorgen und sich Vermögen für später anhäufen möchten.
Fondsgebundene Riester-Rente: Hohe Rendite, größeres Risiko
Die größten Chancen einer hohen Rendite bestehen bei dieser Form des Riesterns. Wer einen Teil seiner Beiträge in Aktienfonds anlegt, der hat zum Teil gewaltige Renditechancen. Aber auch höhere Risiken. Grundsätzlich unterscheidet man zwei Arten der Riester-Rente, bei der in Aktienfonds investiert wird: es gibt zum einen die fondsgebundene Riester-Rentenversicherung einerseits, andererseits den klassischen Riester-Fondssparplan.
Bei der Riester-Rentenversicherung wird ein Teil der gesparten Beiträge in Aktienfonds angelegt. Welche das sein sollen, entscheidet der Anleger selber. Diese Möglichkeit der Riester-Rente verspricht die größten Chancen auf eine hohe Rendite. Sinnvoll ist der Abschluss von fondsgebundenen Riester-Verträgen aber letztlich nur für Besserverdiener. Denn es fallen hohe laufende Kosten an: die jährlichen Verwaltungsgebühren. Ganz abgesehen von ebenso teils immensen Abschlusskosten, die – gerade für mittlere Einkommen – die recht hohen Renditechancen kaum rechtfertigen.
Der Riester-Fondssparplan: Höhere Transparenz
Laut einem Beitrag auf www.test.de vom 12.09.2017, besitzen ca. vier Millionen Deutsche eine fonds¬gebundene Riester-Versicherung. Ein beliebtes, auf Aktien basierendes Spar-Modell. Jedoch ist es nicht das einzige seiner Art.
Denn auch beim Riester-Fondssparplan wird ein Teil der Einlagen in Aktienfonds investiert. Anders als bei der fondsgebundenen Riester-Rentenversicherung, kann der Sparer aber nicht selbst entscheiden, in welche Aktien er anlegen möchte. Allerdings ist die Transparenz höher. Heißt: die Anbieter legen dem Sparer offen, welcher Anteil der Beiträge in Aktienfonds und welche in Rentenfonds fließen. Nicht selten aber legen die Anbieter ihre Beiträge in eigene Produkte an, die häufig recht teuer sind.
Deshalb gilt auch hier wieder, dass sich der Riester-Fondssparplan gerade für Personen eignet, die mindestens ein mittleres Einkommen haben. Dann erscheint der Abschluss eines Vertrags sinnvoll, auch, weil das Verlust-Risiko überschaubar bleibt.
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