Die Riester Sparpläne basieren im Prinzip auf einer guten Idee, doch sie sind nur für bestimmte Personen wirklich sinnvoll. Die hohen Vertragsgebühren und die geringen Erträge führen dazu, dass immer mehr Sparer Riester kündigen wollen. Hier muss man jedoch wieder mit Kosten rechnen, um nicht das Nachsehen zu haben und womöglich noch draufzuzahlen.
Es gibt mehrere Kritikpunkte zur Riester-Rente. Vielen erscheint sie zu teuer und nicht rentabel genug. Selbst der CSU-Ministerpräsident Seehofer äußert sich inzwischen negativ zu dem Sparprodukt. Dadurch, dass das Niveau der Rente relativ niedrig ist, befürchten immer mehr Angestellte, dass sie im Rentenalter kein Geld mehr zur Verfügung haben. Diese Rentenlücke kann auch ein Riester-Sparvertrag nicht schließen, auch wenn genau das die ursprüngliche Aufgabe dieser Zusatzrente sein sollte.
Riester kündigen oder nicht?
Unter bestimmten Voraussetzungen kann das Modell Riester eine sinnvolle Vorsorgemaßnahme sein. Sie lohnt sich aber nicht für jeden. Ob man den Vertrag kündigen soll oder nicht, hängt aber nicht nur vom Ärger über die Gebühren ab. Auch die Zulagen vom Staat sind zu berücksichtigen. Man muss die Steuerersparnis ebenfalls mit einkalkulieren, um festzustellen, ob die Kündigung der richtige Weg ist.
Die Berechnung der steuerlichen Vorteile und der Kinderzulagen werden von einigen Riester-Sparern zwischenzeitlich vergessen: Möglicherweise hilft es, sich auf diese Förderungen zu besinnen, um die private Vorsorge doch noch weiterzuführen. Mit der Sparphase ist es jedoch noch nicht getan: Später in der Rentenphase erfolgt die Versteuerung. Dies sehen immer mehr Rentner als Nachteil an, denn die Steuerlast kann gerade im Alter eine Bürde sein.
Vorteile und Nachteile bei der Riester-Rente
Vor allem Familien mit geringem Einkommen, die zwei oder mehr Kinder haben, entscheiden sich häufig für einen Riester-Sparvertrag. Diese erhalten eine relativ hohe Förderung vom Staat. Neben den Kinderzulagen gibt es bei einigen Verträgen zusätzliche Garantiezusagen, die man vor dem Abschluss und vor der eventuellen Riester-Kündigung genau prüfen sollte.
Die Gebühren und andere spät erkannte Nachteile wirken sich jedoch auf die Rückzahlung aus und führen dazu, dass die Sparer immer häufiger Riester kündigen. Abhängig vom Zeitpunkt der Vertragskündigung kann das Guthaben jedoch durch eine negative Verzinsung zur Verbindlichkeit werden: Das hängt mit den hohen Abschlusskosten zusammen.
Wer seinen Riester-Vertrag kündigen will, der darf nicht vergessen, dass die Zulagen sowie die Steuervorteile verfallen. Mit anderen Worten: Eine Zurückzahlung wird fällig.
Riester kündigen: Die Möglichkeiten
Die Riester-Kündigung kann bereits in der Sparphase durchgeführt werden, doch auch eine Beitragsfreistellung ist vor dem Rentenbeginn möglich. Wer auf die Vertragskündigung pocht und eine Auszahlung des Kapitals anfordert, muss die Fördergelder zurückzahlen. Dies lässt sich vermeiden, wenn man das angesparte Kapital für einen neuen Riester-Vertrag verwendet. Bei einer solchen Übertragung ist keine Rückzahlung erforderlich.
Andere unzufriedene Sparer entscheiden sich dafür, ihren Riester-Vertrag beitragsfrei zu stellen. Um dies in die Wege zu leiten, sendet man dem Vertragspartner eine schriftliche Mitteilung zu. Diese enthält die Information, dass man vom sofortigen Zeitpunkt an keine Beitragszahlungen mehr leisten und den Riester-Vertrag ruhen lassen will. Diese Vorgehensweise hat zwei wichtige Vorzüge:
- Man bekommt später die Rente ausgezahlt, die durch die geringeren Einzahlungen allerdings entsprechend niedriger ist.
- Man kann später wieder Beiträge einzahlen oder das bisher angesparte Geld auf einen anderen Riester-Vertrag transferieren.
Video: Riester kündigen (FAQ)
Die Kapitalauszahlung
Diejenigen, die Riester kündigen und eine Kapitalauszahlung fordern, müssen sich bewusst machen, dass die Förderzulagen sowie die steuerlichen Vergünstigungen zurückzuzahlen sind. Gleichzeitig fordert das Finanzamt die Versteuerung der Erträge aus dem Riester-Vertrag, wenn dieser eine maximale Dauer von zwölf Jahren hatte oder wenn die Vertragskündigung vor Beginn des 62. Lebensjahrs erfolgt.
Bei Laufzeiten, die länger als zwölf Jahre gehen, unterliegen nur 50 % der Erträge dem persönlichen Einkommenssteuersatz, wenn man den Riester-Sparvertrag nach dem 62. Lebensjahr kündigt. Um die Rückzahlung der Förderung kommt man aber auch hier nicht herum.
Die Kapitalübertragung
Riester kündigen und das Kapital übertragen, auch das ist möglich. Hierbei muss man die Förderung nicht zurückzahlen, sondern behält sie. Das liegt daran, dass die Übertragung des Kapitals zu einem neuen Anbieter der Förderung selbst nicht schadet. In den Behörden kommt hier der Begriff „förderunschädlich“ zum Einsatz. Im Fall einer Kapitalübertragung hat der bisherige Anbieter lediglich die Möglichkeit, eine Gebühr zu verlangen.
Riester kündigen: Ein formloses Schreiben reicht aus
Wer die einzelnen Punkte für sich abgeklärt hat und trotzdem Riester kündigen möchte, der setzt ein formloses Kündigungsschreiben auf.
Die folgenden Angaben gehören unbedingt in das Schreiben hinein:
- Versicherungsnummer,
- Widerruf erteilter Lastschriften oder SEPA-Mandate,
- das Bankkonto für die Überweisung des Rückkaufswerts.
Bei einem persönlichen Ansprechpartner des Anbieters ist es sinnvoll, das Kündigungsschreiben direkt an diesen zu richten. Dadurch kann sich die Bearbeitungszeit reduzieren.
Wie bei anderen Kündigungen bitten viele Verbraucher um eine Bestätigung. Hier wird üblicherweise eine Frist von 14 Tagen gesetzt. Bei Bedarf kann man gleichzeitig Rückwerbeversuche unterbinden.
Die Probleme, die zu Riester Kündigungen führen
Eine sinnvolle Altersvorsorge wünschen sich viele Verbraucher. Doch Riester-Verträge scheinen zu viele Fehler zu haben. Die Sparer fühlen sich benachteiligt, weil die Kosten relativ hoch sind. Abhängig von der Vertragsgestaltung können die Gebühren fast so hoch sein wie die Zuschüsse. Im Gegenzug erhalten die Riester-Sparer nur wenig Vorteile, was unter anderem mit den niedrigen Zinsen zusammenhängt. Diese machen Renditen eher unwahrscheinlich.
Mit der Beitragsgarantie erhält man zwar im Rentenalter seine Einzahlungen und auch die zugesagten Zuschüsse, doch mit viel mehr können die Sparer oft nicht rechnen.
Dies sind die Hauptgründe, warum immer mehr Sparer ihren Riester kündigen. Die Produkte sind ungünstig zusammengestellt. Die Experten bewerten lediglich 10 bis 15 % der Riester-Anbieter als gut bis sehr gut. Bei den Riester-Versicherungen sind die Bewertungen noch ungünstiger: Sie gelten als renditeschwach und dienen weniger der Altersvorsorge als vielmehr der Finanzwirtschaft.
Wie sich die Altersvorsorgepläne verbessern lassen
Die Niedrigzinsphase macht ein Umdenken bei den Sparverträgen nötig. Unter anderem sind es Banksparpläne, für die sich die Verbraucher interessieren. Solche Modelle sind durch geringere Gebühren deutlich günstiger, was sich positiv auf die Rendite auswirkt.
In einigen deutschen Bundesländern wird gezielt an neuen Produkten gearbeitet. In Baden-Württemberg lockt die Deutsche Rentenversicherung mit einem speziellen Konto, das mit nur geringen Vertriebsprovisionen funktioniert. Ähnlich soll auch die sogenannte Deutschland-Rente aufgebaut werden, die in Hessen ihren Ursprung hat. In beiden Fällen ist der Staat für die Zuschüsse verantwortlich, während die Gebühren gesenkt werden sollen.
Der Verbraucherschutz ist schon seit längerer Zeit daran interessiert, für die Bürger mehr Transparenz zu schaffen und die Sparprodukte günstiger zu machen. Bessere Vorsorgekonten würden zum Sparen verlocken: Riester kündigen wäre somit kaum noch ein Problem. Bei den aktuellen Rentensparplänen ist jedenfalls noch viel Luft nach oben.
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