Prof. Dr. Michael Voigtländer vom IW, dem Institut der deutschen Wirtschaft mit Sitz in Köln, hat aus gegebenem Anlass die aktuelle IW-Studie zum privaten Wohnungseigentum in Deutschland näher unter die Lupe genommen. Voigtländer ist beim IW als Wissenschaftler für die Finanz- und die Immobilienmärkte mit Wohnungspolitik und Immobilienökonomik zuständig. Mit 45 Prozent liege der Anteil der bundesdeutschen Haushalte mit Immobilieneigentum noch immer deutlich unter der 50-Prozent-Marke. Naturgemäß seien es vorwiegend einkommensschwache sowie ärmere Haushalte, die anstelle in den eigenen vier Wänden in einer Mietwohnung leben. Ohne wirksame Hilfe der Politik, so Voigtländer, lasse sich diese Situation auch zukünftig nicht ändern.
Wohnungseigentum schützt vor Altersarmut und hilft beim Aufbau einer privaten Altersvorsorge. Wir Voigtländer betont, sind die gesetzliche Altersrente sowie die heutige Privatvorsorge der Rentner von morgen ein gesellschaftliches Dauerthema. Der Staat müsse ein geradezu vitales Interesse daran haben, der drohenden Altersarmut vorzubeugen und die zukünftigen Rentner schon jetzt unterstützen. Geradezu ideal sei das eigene Haus im Grünen, oder die Eigentumswohnung in einem Mehrfamilienhaus. Die Wohnungseigentumsquote sei in den drei Jahren 2011 bis 2014 nicht signifikant angestiegen, trotz der sensationell niedrigen Bauzinsen aufgrund der EZB-Niedrigzinspolitik. In vielen Fällen sei das Wohnen in der eigenen Immobilie deutlich günstiger, sprich billiger als in einer Mietwohnung. Verglichen werden Kaltmiete einerseits und der Schuldendienst für das Immobiliendarlehen andererseits. Trotzdem haben einkommensschwache Antragsteller keinen Zugang zum Immobilienmarkt, weil die Bonität anhand ihres Arbeitseinkommens bewertet wird. Auch das von den Kreditinstituten erwartete Eigenkapital von 20 Prozent und mehr der Bau- oder Kaufsumme sei für viele Familien nicht beizubringen. An dieser Stelle könne, so Voigtländer, die Politik mit Krediten aushelfen, die als Ersatz für das nicht vorhandene Eigenkapital angerechnet werden und somit die Eigenkapitalquote deutlich anheben. Eine weitere Möglichkeit sei die Entlastung einkommensschwacher Bauherren von der Grunderwerbssteuer. Sie beträgt im Bundesdurchschnitt 6 bis 7 Prozent der Kaufsumme.
Nach der IW-Studie liegt die Wohnungseigentumsquote bei Rentnern bis zum 74. Lebensjahr bei 58 Prozent, bei dem 20%-igen einkommensreichsten Bevölkerungsanteil hingegen bei 69 Prozent. Das seien Vergleichszahlen, die dem Staat zu denken geben sollten!
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