Die Riester Rente ist nicht für jeden Sparer attraktiv. Wenn der Vertrag jedoch schon unterschrieben ist, stellt sich die Frage, ob und zu welchem Zeitpunkt eine Kündigung sinnvoll ist.
Wenn die Riester Rente nicht zur Lebenssituation passt
Riestern bietet zahlreiche Vorteile, doch diese hängen von der persönlichen Situation ab. Auch wenn ein Riester-Vertrag diverse Möglichkeiten bereithält, müssen einige Sparer nach dem Abschluss des Vertrags feststellen, dass die Beratung nicht optimal war. Eventuell haben sie sich mehr davon versprochen. Hin und wieder liegt es auch einer Veränderung der Randbedingungen, dass die Riester Rente mit einem Mal ihre Attraktivität verliert.
Wenn der Riester-Vertrag seine lohnenswerten Vorzüge verloren hat, geht die Überlegung zur Kündigung. Ob und in welchem Fall diese tatsächlich der richtige Schritt ist, hängt erneut von der Situation ab. Da die Kündigung des Riester-Vertrags nicht zurückgenommen werden kann, sollte man sich die Angelegenheit genau überlegen.
Video: Thema: Riester Rente kündigen (FAQ)
Grundsätzliches zur Vertragskündigung
Wie viele andere Verträge hat auch der Riester-Vertrag die üblichen Laufzeiten und Kündigungsfristen, wie die Sparer in den AGB nachlesen können. Es gibt keine spezielle Laufzeitbindung, sodass man zu jedem Zeitpunkt eine Kündigung in die Wege leiten kann. In den meisten Fällen gilt bei der Riester Rente eine dreimonatige Kündigungsfrist zum Ende des Quartals. Manchmal gelten jedoch spezielle Konditionen. Hier hilft ein genauer Blick in die Details der Vertragsbedingungen.
Altersvorsorge mit Riester: Staatliche Förderungen inklusive
Auf den ersten Blick scheint die Riester Rente viele Vorteile zu bieten. Ein Riester-Vertrag dient der privaten Vorsorge, der durch die Fördermittel des Staates unterstützt wird. Die Sparer erhalten Zulagen, durch die sich die Erträge erhöhen. Bei der Grundzulage sind es jährlich 154 Euro, dazu kommt die Kinderzulage. Durch diese Förderung wird die private Altersvorsorge mit staatlicher Bezuschussung kombiniert.
Es gibt verschiedene Riester-Produkte, vom Bank- und Fondssparplan über die Rentenversicherung bis zu Wohn-Riester. Für die Sparer, die sich für eine dieser Varianten entscheiden, gelten folgende Bedingungen:
- Jeder, der in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlt oder als Beamter tätig ist, kann einen Riester-Vertrag abschließen; diese Regelung gilt auch für die Elternzeit.
- Die Ehepartner der Pflichtversicherten oder der Beamten können ebenfalls die Riester-Rente beanspruchen.
- Die Beitragsförderung vom Staat setzt sich aus Zulagen und steuerlichen Vergünstigungen zusammen.
- Die Versteuerung erfolgt erst in der Auszahlungsphase, wobei die Riester-Rentner üblicherweise von einem vergünstigten Steuersatz profitieren.
- Die Riester-Rente ist während der Sparphase Hartz-IV-sicher.
Problemfälle bei der Riester-Rente
Nicht immer ist der Riester-Vertrag eine gute Lösung, was die Betroffenen jedoch oft erst später zu spüren bekommen. Unter anderem ist das Riester-Modell für langfristig geringfügig Beschäftigte eher ungeeignet. Diese Personen erhalten im Rentenalter nur einen geringen Betrag, der eventuell nicht einmal die Grundsicherung erreicht. Wenn hier die Riester-Rente hinzukommt, wird sie komplett angerechnet. Das ist für die Sparer ein ungünstiges Verlustgeschäft.
Auch der Steuervorteil, mit dem Riester wirbt, wirkt sich nicht in jedem Fall aus. Laut Vertrag kann man maximal 2.100 Euro im Jahr als Sonderausgaben in der Steuererklärung geltend machen. Davon hat aber nicht jeder etwas. Riester kann sich für Singles lohnen, wenn diese gut verdienen, aber auch für Familien, die eine Kinderzulage erhalten. Der Steuervorteil einerseits und die Zulagen andererseits müssen genau kalkuliert werden, um herauszufinden, ob sich Riestern lohnt.
Die Steuervergünstigung im Laufe der Ansparphase ist verlockend, doch auf der anderen Seite darf man nicht vergessen, dass die Belastung im Rentenalter ansteigt. All diese Details müssen bei der Entscheidung berücksichtigt werden, damit man nicht schon wenige Jahre nach Vertragsabschluss an Kündigung denkt.
Beim Riester-Vertrag an die Zukunft denken
Im Prinzip ist die Riester-Rente eine Versicherung für den Rest des Lebens. Abhängig von der persönlichen Situation hat das vielleicht einen beruhigenden Aspekt, doch man muss sich auch bewusst werden, wie sehr man sich mit einem solchen Vertrag festlegt. Dabei steht nicht immer fest, ob die Sparer über den gesamten Zeitraum förderberechtigt sind.
Wenn sich beispielsweise Auszubildende nach einigen Jahren selbständig machen, bringt ihnen der Riester-Vertrag keine Vorteile mehr. Sie haben zwar einen gewissen Betrag angespart, doch wenn sie ein Gewerbe anmelden, müssen sie den Sparvertrag womöglich beitragsfrei stellen. Aus diesem Grund raten Verbraucherschützer dazu, den Riester-Vertrag erst dann zu unterschreiben, wenn man sicher ist, dass eine dauerhafte Förderberechtigung besteht.
Ebenso wie die Verbraucherschützer empfehlen auch die Finanz- und Rechnungsexperten, einen Blick in die Zukunft zu werfen und alles genau durchzurechnen. Riestern lohnt sich meistens erst dann, wenn man mit einem langen Leben rechnet. Mit dem Beginn des Rentenalters erhält man 30 % der angesparten Summe, danach kommen nur noch die monatlichen Rentenzahlungen.
Die Riester Rente: Nicht gerade verbraucherfreundlich
Vor Engpässen ist kaum jemand sicher. Wenn man in einer schwierigen finanziellen Situation an sein Angespartes heran möchte, wird es kompliziert. Eine fristgerechte Kündigung dauert ihre Zeit, zudem muss man sämtliche Zulagen, die man bis zu diesem Zeitpunkt erhalten hat, wieder zurückzahlen.
Es gibt noch einige andere Probleme, mit denen sich die Riester-Sparer befassen müssen. Dazu gehört, dass die Zuschüsse vom Staat nicht automatisch gezahlt werden, sondern dass man sie jedes Jahr von Neuem beantragen muss. Manchmal versäumen die Betroffenen diesen Antrag oder kümmern sich zu spät darum. Das macht die Sache nicht einfacher und führt immer wieder zu Ärgernissen, vor allem bei denjenigen, die ihren „Papierkram“ gerne aufschieben.
Riester Rente: Ja oder nein?
Ob der Riester-Vertrag zum aktuellen Zeitpunkt sinnvoll ist, lässt sich nicht im Rahmen eines kurzen Beratungsgespräches klären. Man sollte sich deshalb nicht von den Beratern überrumpeln lassen, sondern genau überlegen und kalkulieren. Hier z.B. erfahren Interessierte mehr über die Riester-Produkte auf dieser Seite sowie über die wichtigen Fragen zum Thema. Eine Art Test soll dabei helfen, die Eignung von Riester für sich selbst zu überprüfen.
Die Seriosität von Riester steht dabei meistens kaum im Fokus. Für die Sicherheit der Riester-Verträge ist unter anderem der Gesetzgeber selbst verantwortlich. Dennoch gibt es Unterschiede bei den Anbietern der Riester-Versicherungen.
Die Sparer sollten dabei die folgenden Punkte im Blick behalten:
- Die Riester-Beitrage und die entsprechenden Förderzulagen sind vollumfänglich geschützt,
- die Sparer haben einen gesetzlich zugesicherten Anspruch auf ihre Einlagen,
- es gibt keine Garantie für die Höhe der Rendite.
Besonderheiten bei Riester
Im Laufe der Jahre sind eventuell Anpassungen der Riester-Verträge nötig. Während eine klassische Privat-Rentenversicherung keine besonderen Änderungen erfordert, müssen beim Riestern entsprechende Aktualisierungen stattfinden, beispielsweise bei einer Scheidung oder wenn man Nachwuchs bekommt. Eine solche Veränderung wirkt sich auf die Höhe der Zulagen aus.
Wichtig ist außerdem, dass man die Beantragung der Zulagen nicht versäumt. Zumindest alle vier Jahre muss diese stattfinden, damit der Anspruch nicht verfällt. Inzwischen bieten viele Versicherer ihren Sparern einen Dauerzulagenantrag: Mit diesem Schritt ist die Zustimmung dauerhaft erteilt, sodass sich die Versicherer um den Antrag kümmern können.
Abhängig von der Art des Riester-Vertrags kann eventuell ein Teil des Sparbetrags entnommen werden, bevor das Renteneintrittsalter erreicht ist. Diesen Betrag kann man beispielsweise für eine Immobilie verwenden, die man selbst nutzt und die somit zur Altersvorsorge zählt. Bis zu 50.000 Euro darf man aus dem angesparten Vermögen entnehmen. Für die Rückzahlung gelten strenge Regeln: Sie erfolgt in gleich hohen Raten ohne Förderung und beginnt maximal zwei Jahre nach der Entnahme. Sie muss bis zum Beginn der Rentenphase vollendet sein.
Vertragsänderungen bei Riester
Wer mit seinem Versicherer unzufrieden ist, kann zu einem anderen Anbieter wechseln. In diesem Fall wird eine Gebühr fällig. Wenn der Versicherte noch vor dem Renteneintritt stirbt, ist es möglich, das Sparvermögen auf den Riester-Vertrag vom Ehepartner zu übertragen. Ohne diese Anpassung ist man zu einer Rückzahlung der Zulagen und auch der Steuervergünstigungen verpflichtet. Das Gleiche gilt, wenn eine „schädliche Verwendung“ stattfindet.
Wenn der Riester-Sparer umzieht, muss er die neue Familienkasse zeitnah informieren, um zu vermeiden, dass die Zuschüsse ausbleiben. Viele Sparer kennen sich mit solchen Vertragsdetails nicht aus, darum wiegeln sie lieber ab und unterschreiben den Vertrag gar nicht erst. Eine andere Art der Altersvorsorge ist vielleicht die bequemere Variante, doch hier gibt es keine staatliche Förderung.
Der Gesetzgeber hat inzwischen einige Anpassungen vorgenommen, die es den Riester-Versicherten leichter machen sollen. Hierzu gehört der bereits erwähnte Dauerzulagenantrag, der bis auf Widerruf gilt und den Sparern die eigene Beantragung der Zulage erspart.
Was bei der Riester-Kündigung zu beachten ist
Die Kündigung des Riester-Vertrags ist meistens die ungünstigste Lösung. Da sowohl die Steuervorteile als auch die Förderzulagen vom Staat für die Vorsorge gedacht sind, wird die Kündigung als „förderschädliche Verwendung“ angesehen. Die Konsequenz daraus ist, dass man die schon erhaltenen Zulagen zurückzahlen muss. Hinzu kommt oft eine relativ hohe Abschlussgebühr der Versicherer. Diese soll prinzipiell mit den erzielten Gewinnen und dem Sparvermögen verrechnet werden, doch mit der Kündigung innerhalb der ersten vier bis fünf Jahre wird ein deutliches Verlustgeschäft daraus.
Wenn man sich nach der gründlichen Kalkulation trotzdem für die Kündigung entscheidet, reicht ein formloses Schriftstück aus, das man an den Vertragspartner schickt. Im Internet gibt es vorgefertigte Kündigungsschreiben, die man nur noch mit den persönlichen Daten ausfüllen muss.
Auf die Kündigung folgt die Auflösung der Riester Rente: Man bekommt den Rückkaufswert erstattet, der jedoch deutlich unter dem angesparten Wert liegt. Anhand der genauen Berechnung lassen sich die Abzüge nachvollziehen, sodass ein detaillierter Check möglich ist. Stornokosten sind nicht erlaubt, während Abschlusskosten und erwirtschaftete Überschüsse bei der Kündigung auf jeden Fall abgezogen werden.
Video: WISO zu Riesterrente.mp4
Gibt es eine Alternative zur Kündigung des Riester-Vertrags?
Wenn sich die Lebenssituation ändert und der Riester-Vertrag nicht mehr sinnvoll erscheint, muss man ihn nicht gleich kündigen. Es gibt auch die Option, den Vertrag beitragsfrei zu stellen. Wer lediglich die Beiträge ändern möchte, kann diese anpassen. Zudem bieten einige Versicherer die Möglichkeit an, von einem Vertrag zu einem anderen zu wechseln.
Welche Vertragsmodelle für den individuellen Fall infrage kommen, kann man im Detail mit dem Riester-Berater besprechen. Dieser hilft auch weiter, wenn es um die Anpassung der Beiträge geht oder um andere Aktualisierungen im Vertrag.
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